Wie du bis hier gehört bzw. gelesen hast, ist einiges Unerhörtes zum Vorschein gekommen. Sicher könnte ich dazu ein ganzes Buch schreiben, vielleicht mach ich das auch noch, schauen wir mal.
Zum Abschluss möchte ich auf ein für mich sehr wichtig erscheinendes Thema eingehen, nämlich die verlorengegangenen Männer.
Was meine ich damit?
Unabhängig davon, dass Männer in der Vergangenheit einiges an Unheil vollbracht haben, sind gerade in den vielen Kriegen auch Tausende Männer gefallen und nicht zurückgekehrt. Die meisten, die zurückgekehrt sind, waren verletzt und, oder wenigstens, tief traumatisiert. Das hat dazu geführt, dass Männer in vielen Familien nicht mehr anwesend waren oder wenn, dann oft nur noch physisch. Somit ist (nicht nur) eine Generation an vaterlosen Männern herangewachsen.
Die industrielle Revolution, die Männer von früh bis abends in Fabriken verbannte, trug auch nicht wirklich dazu bei, wirklich anwesende Männer und wirklich präsente Väter zu Hause zu erleben.
Die darauffolgenden Jahre der schier explodierenden Scheidungsraten führte weiter zu teilweise vaterlosen Familien und somit zu Männern, die ohne ein wirklich erlöstes, freies, stabiles und liebendes männliches Vorbild aufwuchsen.
Männer in meiner Praxis beschreiben mir häufig Bilder von Vätern, die nie da waren oder wenn, dann so, dass sie kein Bild abgaben, welches man gern für sich selbst übernehmen möchte.
Ich erlebe, dass gerade die Männer meiner Generation nie so werden wollten, wie ihre eigenen Väter. Jedoch haben viele Männer nichts anderes gelernt, als dieselben Strategien, Muster und Konzepte, um mit dem Leben und der eigenen Männlichkeit umzugehen, wie ihre Väter. Diese Muster beruhen jedoch weitestgehend auf Einschränkung der eigenen Natur, ich würde sogar sagen dem Verleugnen der eigenen Natur, der eigenen Bedürfnisse oder wenigstens dem Unterordnen der eigenen Bedürfnisse.
Der Preis ist der persönliche Verlust seiner eigenen wirklichen Kraft, seiner eigenen Erfüllung, führt in Kampf, Unzufriedenheit und letztlich oft zu dem, was allgemein als Midlife Crisis bezeichnet wird.
Es wäre also an der Zeit, dass mehr und mehr Männer wach werden und selbst ihre eigene Rolle überdenken, hinterfragen, sich annehmen lernen und wieder in eine gute Beziehung mit sich selbst kommen. Nur dann werden Sie in einer guten Beziehung auch mit ihrer Partnerin und ihren Kindern sein können.
Vielleicht ist es nach der Frauenbewegung auch an der Zeit für eine Männerbewegung. Nicht als Gegenpol und in einem revolutionären Charakter, sondern als Ausgleich. Aus meiner Sicht ist auch die Frauenbewegung noch lange nicht an dem Punkt wo ich glaube, dass für Frauen ein wirklich freies und selbstbestimmtes Leben möglich ist.
Noch immer ist die Sexualität der Frau nicht frei, noch immer ist Frau an sich nicht frei, noch immer sind Frauen Dogmen und alten Überzeugungen unterworfen, die völlig überholt sind. Es gibt also auch für Frauen noch eine Menge zu tun und ich glaube, wenn Männer ihre wahre Rolle, ihren wahren Platz in der Welt wieder einnehmen, dann ist es für beide ein wirklicher Gewinn.
Doch dazu muss Mann bereit sein hinzuhören, sich zuerst selbst wiederzufinden. Krisen sind hervorragende Weckrufe, so bescheiden die jeweilige Situation auch sein mag. Sie sind Weckrufe, verloren Gegangenes einzusammeln, Verletzungen zu heilen, seine Bedürfnisse anzuerkennen und für diese zukünftig einzustehen und entsprechend zu kommunizieren. Sie sind Weckrufe, um letztlich zu der Stärke zu gelangen, die der eigenen Natur entspricht. Das würde nämlich bedeuten, ein wirklich liebender Mann zu sein. Das ist alles andere als ein Weichei, Softi oder spirituell abgeflogener oder esoterischer Fantast. Erst recht kein Rüpel oder Narzisst und keiner, den man in den Krieg schickt bzw. der sich schicken lässt, denn dieser lässt sich nicht zum Objekt für das Erreichen und Durchsetzen von Interessen anderer bzw. einzelner weniger machen, erst recht nicht vor einen Karren mit Dreck spannen.
Dies ist ein Mann der die Midlife Crisis absagt, seine Männlichkeit neu entdeckt, sein Mannsein befreit, die tiefen seiner Bedürfnisse und Gefühle erforscht und seinen eigenen Kern vollständig erkannt hat.
Dieser Mann liebt alles und beschützt alles, was er liebt und genau deshalb wird er geliebt, geachtet und geschätzt!