Männer sind nicht von Natur aus zielstrebig. Das glauben jedoch die meisten Männer, die in der Midlife Crisis stecken bzw. bemühen sie sich dieser Annahme gerecht zu werden, weil sie glauben, dadurch irgendwohin zu kommen. Jedoch wurden sie lediglich darauf konditioniert.
Warum?
Ziele erreichen bringt Ergebnisse und gerade bedeutende Ergebnisse bringen Anerkennung und sind Zeichen für Erfolg. Bedeutsame Erfolge symbolisieren stellvertretend wer Mann ist. Deshalb ist es für die meisten Männer wichtig, was sie nach außen hin darstellen. Damit wird versucht zu erreichen, wer zu sein.
Heißt also, Zielstrebigkeit ist kein angeborenes Attribut von Männern, sondern ein antrainiertes Verhalten mit dem Ziel, dass Mann Bedeutung erlangt. Das heißt, Männer bekommen in ihrer Erziehung die Idee von Unbedeutsamkeit, also praktisch niemand zu sein und versuchen dann, die scheinbare Unbedeutsamkeit in Bedeutsamkeit umzuwandeln. Jedoch ist Mann in der Midlife Crisis damit konfrontiert, trotz aller Zielorientiertheit noch immer nicht der zu sein oder dort zu stehen, wo Mann stehen wollte oder will.
Es beginnt schon in der Kindheit. Jeder Mann kennt die Frage: „Wer (bzw. was) willst du denn mal werden?“ Jungs sehen sich dann als Polizist, Astronaut oder Feuerwehrmann -symbolträchtige Positionen mit Ruf und Bedeutung.Es ist leicht zu erkennen, dass die Antwort darauf beruht, wer oder welche Rolle in der Welt einen wirklich bedeutenden Einfluss hat. Kinder sind sehr klug darin, das zu erkennen. Später wird diese Idee ausgefeilt, indem ein Mann schaut, was für eine Rolle ihm am meisten bringen wird, die meisten Aussichten auf Erfolg hat, lukrativ ist, vorzeigbar, also einen guten Status verspricht.
Im Umkehrschluss bedeutet es, ein Mann ist solange niemand, wie er nicht jemand im Sinne von Bedeutsamkeit ist, also etwas vorweisen kann, was von Bedeutung ist. Das wäre tragisch, denn niemals möchte ein Mann ein niemand sein und in der Folge unbedingt vermeiden, in der Welt nicht anerkannt zu sein, nicht gut genug zu sein, ausgestoßen und nicht geliebt zu werden. Das heißt, es gilt sich also mit entsprechenden Zielen zu behaupten und zu beweisen. Dem Mann wird als Lösung beigebracht, sich von dem Mangel befreien zu können, indem Mann zielstrebig nach bedeutenden Dingen in der Welt strebt, fokussiert und durchsetzungsstark.
Männern in der Midlife Crisis wird jedoch das Hamsterrad bzw. der Teufelskreis bewusst. Alles Tun, jedes Ziel, welches in der Vergangenheit angestrebt und vielleicht auch erreicht wurde, führte nicht zu dem, was „Mann“ sich wünschte. Jedoch ist es das, was einen Mann doch ausmacht, oder? Spätestens bei dieser Frage wird es persönlich und das mag „Mann“ überhaupt nicht.