Natürlich steckt augenscheinlich dein Mann in der Krise und natürlicherweise ist jeder Mensch dazu geneigt, dem anderen helfen zu wollen bzw. etwas dafür zu tun, dass der andere aus der Krise wieder herauskommt und sich wieder Normalität einstellt. Jedoch ist der andere immer auch der Spiegel der eigenen Welt, des eigenen Seins und des Denkens und beeinflusst folglich das eigene Handeln.
Schauen wir uns an, was die Krise deines Mannes mit dir macht, dann ist schnell zu erkennen, dass deine Welt und das, was bisher bestand hatte, ins Wanken gerät, sich Unsicherheit breit macht oder gar Zukunftsängste auftauchen.
Das heißt, dass der Versuch, bei deinem Mann positiv unterstützend einzuwirken, oft davon motiviert ist, dass du selbst wieder zu deiner Normalität zurückkehren, die Unsicherheit beseitigen oder im Raum stehende Ängste verschwinden lassen kannst.
Es ist der Versuch, die eigene Normalität und die gewohnte Umgebung wiederherzustellen. Das scheitert meist, es wird von beiden oft nicht gesehen, worum es geht. Nämlich um die Aspekte, die bei beiden im Inneren ablaufen und deshalb zur Krise geführt haben und nun in der Krise auf beiden Seiten individuell Ausdruck finden.
Wie oben beschrieben ist es das, worum es geht, die eigene Unsicherheit und die eigenen Ängste anzuschauen und idealerweise zu lösen.
Stell dir vor, du würdest frei, vollständig und innerlich sicher auftreten können, ohne Angst bezüglich dessen, was die Krise gerade mit deinem Mann macht oder auch für eure Beziehung bedeuten könnte. Du könntest sicher stehen, vertrauensvoll dir selbst gegenüber sein und so in Ruhe und gelassen deinem Mann begegnen können?
Dein Mann wird deine Sicherheit spüren, er wird merken, dass du da bist und er keine Schuldgefühle haben muss, mit seinem Problem auch gleichzeitig für ein Problem in der Beziehung gesorgt zu haben und somit auch dich vor Probleme stellt. Jetzt kann er viel mehr zunächst erst einmal sein, wie er ist und sich so seinem Thema widmen, weil er weiß, dass du für dich gesorgt hast und er keine Schuld trägt, etwas bei dir kaputt gemacht zu haben.
Es könnte aber auch sein, dass eine solche Haltung von Sicherheit und Vertrauen, welche aus dir heraus entsteht, zunächst erst einmal bei ihm für Unsicherheit sorgen und die Krise verstärken kann, denn jetzt gibt es die Projektionsfläche nicht mehr, die du ihm gegenüber vorher warst.
Weil du jetzt Sicher bist, ist er komplett mit seiner Unsicherheit, seinen Ängsten und entsprechendem Mangel konfrontiert und das kann zunächst sehr ungewöhnlich für den einen oder anderen Mann sein, eine solche Sicherheit gespiegelt zu bekommen.
In einzelnen Fällen, kann dies zunächst für Rückzug oder fluchtähnlichen Reaktionen sorgen, die sich auch dadurch äußern können, dass „Mann“ seine „alte“ unsichere und ängstliche Frau wiederhaben möchte. Denn wenn er eine „schwächere“ Partnerin hat, dann kann er darüber scheinbar eigene Stärke aufbauen. Gerade jetzt, wo er innerhalb der Krise mit eigenen Unzulänglichkeiten konfrontiert ist und somit selbst mit Unsicherheit, Unzufriedenheit, unbefriedigten Bedürfnissen, Mangel- und Angstgedanken erfüllt ist, kann das zunächst zu einer Gegenreaktion führen. Deshalb ist gerade dann deine Gelassenheit aus dir selbst heraus so wichtig. Denn dann springst du nicht auf seine Reaktion an, sondern wirkst aus deiner Gelassenheit heraus.