Wahrscheinlich fragst du dich wofür. Naja, für neue Einsichten und Erkenntnisse. Denn eins ist sicher, eine Krise kommt nicht in dein Leben, um alles beim Alten zu lassen. Sie will dich zu neuen Ufern führen, sie will, dass du ankommst wo du hingehörst, die Krise meisterst und als Meister der Situation hervor gehst.
Die Natur einer Krise ist vergleichbar mit einem Schmelztiegel. Alles was nicht zu dir gehört, wird bis auf seine Essenz hin eingeschmolzen. Übrigbleibt, was wirklich echt und wirklich deins ist. Übrigbleiben soll, was Freude, Zufriedenheit und Glück für dich bringt und dabei sämtliche Ängste verschwinden lässt.
Viele Menschen fürchten das Feuer der Krise und haben Angst sich zu verbrennen, verletzt zu werden oder etwas zu verlieren. Sei dir sicher, ich habe mir mehr als einmal aus Angst gewünscht, aus entsprechenden Situationen zu verschwinden.
Angst scheint fest in das Menschsein eingebunden zu sein. Ich sage bewusst, dass Ängste ein Teil des Lebens zu sein scheinen. Und doch sind Ängste nichts natürliches, denn jede noch so subtile Angst haben wir gelernt.
Allgemein wird gesagt, dass wir einen natürlichen Überlebensmechanismus haben und Menschen eine natürliche Angst in sich tragen, die als Schutzinstanz vor Gefahren dient, also das Überleben sichern soll.
Gern wird dazu die gute alte Zeit, als Menschen noch in der Wildnis gelebt haben und jederzeit ein Säbelzahntiger um die Ecke kommen kann, als Beispiel angeführt. Natürlich ist das nicht witzig und kann eine definitive Gefahr darstellen. Doch mit Angst ist auch niemand sicherer, denn Angst lähmt, macht eng und unbeweglich.
Käme ein Säbelzahntiger, dann kann sich ganz sicher jeder vorstellen, dass es sinnvoll ist, schleunigst die Beine unter die Arme zu nehmen. Damit das schleunigst passiert, ist Adrenalin zuständig, nicht Angst. Wöllte man es stattdessen mit einem Säbelzahntiger aufnehmen, bräuchte es also etwas anderes, sicher nicht Angst.
Aus der Sicht einer Zeit, in der es noch Säbelzahntiger gab und somit ganz sicher Vorsicht geboten war nicht gefressen zu werden, würde ich sagen, dass, um in der Wildnis zu überleben besondere Achtsamkeit und Weitblick geboten sein mussten.
Der Grund ist, dass unter Angst niemand in der Lage ist, wirklich auf die Jagd zu gehen, von daher halte ich dieses Argument nicht für haltbar. Auch viele Erkenntnisse der Hirnforschung, insbesondere über das Stammhirn sprechen nicht dafür, meine eigenen persönlichen Erfahrungen und die innerhalb meiner Arbeit als Coach bestätigen dies ebenfalls nicht.
Nehmen wir trotzdem an, dass wir Angst naturgemäß eingebaut haben, dann ist die Folge dieser Überzeugung, die Welt als bedrohlich anzusehen. Somit kann potenziell alles und jeder für uns eine Gefahr darstellen. Alles und jeder wäre eine potenzielle Bedrohung.
Wenn die Welt, also der Ort, an dem wir leben uns gegenüber tatsächlich so lebensfeindlich ist, dann ist es logisch, dass an einem solchen Ort jeder, krass gesagt vor allem und jedem potenziell Angst haben muss.
Und genau das ist die eigentliche Realität. Nämlich unsere Annahme, die Welt und alles um uns herum könnte potenziell eine Bedrohung darstellen. Das eine solche Sicht Angst erzeugen muss ist logisch. Doch zuerst war der Gedanke in einer bedrohlichen Welt zu leben und erst dieser Gedanke macht Angst.
Du kannst anstatt der Welt, jegliche Gedanken einfügen, z. B. ich könnte etwas verlieren, mein Geschäft könnte bankrottgehen, ich könnte meinen Job verlieren, ich könnte schwer krank werden, meine Beziehung könnte zerbrechen, mein/e Partner/in liebt mich nicht mehr, könnte fremd gehen, was auch immer.
Wie soll in einer Welt verbunden mit entsprechenden Gedanken, die, wie eben beschrieben, natürlich Angst machen, echte Freude, Zufriedenheit und ein glückliches, harmonisches Leben möglich sein? Wie soll Liebe erfahren werden können, wenn im Grunde aus dieser Sicht, also diesen Befürchtungen ein furchtfreies Leben unmöglich ist? So ist es nur logisch, dass jeder vor dem „anderen“ oder entsprechenden Situationen Angst haben muss.
Verletzungen, Konflikte, unerfüllte Beziehungen, Mangel an Wertschätzung und Selbstbewusstsein ist vorprogrammiert. In jeder Krise kann man Menschen sagen hören: „Es ist Zeit, entschlossen gegen die Krise zu kämpfen.“ Mancher versucht scheinbar, von der anderen Seite heranzugehen und sagt: „Es ist Zeit, entschlossen für den Frieden zu kämpfen“, in Beziehungskrisen heißt es oft, ich/wir wollen für die Beziehung kämpfen.
Wie weit hat Kampf die Menschen jedoch bisher gebracht? Gesellschaftlich muss ich wahrscheinlich nicht viele Beispiele aufzeigen. In Beziehungskrisen leiden meist beide Parteien, Kinder stehen zwischen den Fronten, auch wenn der Versuch unternommen wird, sie weitestgehend raus zu halten. Doch Familien sind ein in sich verbundenes System. Wir sind soziale und grundsätzlich emphatische Wesen, somit bekommen wir emotionale Dysbalancen mit, auch wenn in der Regel gerade Kindern gegenüber alles dafür getan wird, dass diese nicht nach außen dringen.
Das bedeutet auf emotionaler Ebene und somit von entsprechenden Wirkungen kann niemand aus einem System wirklich herausgehalten werden. In persönlichen Krisen scheint das anders, und doch bekommt im Grunde jeder mit, wie es einem Menschen geht, auch wenn er meist nicht darüber spricht. Außer man ist so cool, also so kaltherzig unterwegs, so von sich und seinen eigenen Emotionen abgeschnitten, dass man sich selbst nicht mehr wirklich wahrnimmt und somit scheinbar gut in der Lage ist, zumindest die Fassade nach außen hin zu wahren.
Deshalb lohnt es sich erst recht, eine kleine Bereitwilligkeit aufzubringen und sich der Krise und seiner individuellen Botschaft zu widmen. Klar zu erkennen ist, dass Krisen uns meist eben nicht kalt lassen, sondern sogar phasenweise ordentlich Hitze ins Leben bringen.
Demnach kann davon ausgegangen werden, dass eine Krise definitiv mit positiven Absichten in dein Leben tritt. Angst ist somit der falsche Ratgeber. Vertrauen, Ehrlichkeit und Bereitwilligkeit sind die Basis, einer Krise und den mit ihr verbundenen Ängsten mit einem entsprechend möglichen Maß an Klarheit zu begegnen.